

Israel setzte Gaza-Offensive fort - Zivilschutz meldet mehr als 20 Tote am Wochenende
Israel setzt seine Offensive im Gazastreifen mit unverminderter Härte fort. Bei israelischen Luftangriffen am Sonntagmorgen seien mindestens acht Menschen getötet worden, sagte der Sprecher des von der Hamas kontrollierten Zivilschutzes, Mahmud Bassal. Am Samstag waren nach seinen Angaben 15 Menschen bei Angriffen im Gazastreifen getötet worden. Nach einem Angriff am Freitag waren in der Stadt Chan Junis demnach die Leichen von neun Kindern eines Ärzteehepaares geborgen worden.
Israel habe am frühen Sonntagmorgen unter anderem ein Haus in der Stadt Dschabalia im nördlichen Gazastreifen angegriffen, sagte Bassal. Fünf Menschen seien dabei getötet worden. Zwei weitere Menschen, unter ihnen eine Schwangere, seien bei einem Angriff auf Zelte von Vertriebenen rund um Nuseirat im zentralen Gazastreifen getötet worden, fügte er hinzu.
In der Stadt Chan Junis im Süden des Palästinensergebiets wurde Bassal zufolge ein weiteres Todesopfer gemeldet. Die israelische Armee gab auf AFP-Anfrage zunächst keine Stellungnahme zu den Angriffen ab.
Am Samstag waren nach Angaben der Hamas-Zivilschutzbehörde mindestens 15 Menschen bei israelischen Angriffen im Gazastreifen getötet worden. Einer der Luftangriffe traf demnach ein Wohngebiet in Chan Junis. Dabei sei eine vierköpfige Familie mit zwei Kindern getötet worden.
Bei einem israelischen Angriff am Freitag waren der Zivilschutzbehörde zufolge im Süden des Gazastreifens neun Kinder eines Ärzteehepaares getötet worden. Es seien "die Leichen von neun Kindermärtyrern", aus dem Haus von Hamdi und Alaa a-Nayyar in der Stadt Chan Junis geborgen worden, erklärte Bassal. Der Vater Hamdi al-Nayyar sowie ein weiterer Sohn, Adam, seien bei dem Angriff schwer verletzt worden, hieß es weiter.
Die israelische Armee erklärte, sie habe bei dem Angriff "mehrere Verdächtige getroffen". Chan Junis sei eine "gefährliche Kriegszone". Die Vorwürfe, dass bei dem Angriff "unbeteiligte Zivilisten" getötet worden seien, werden geprüft, erklärte die Armee weiter.
Israel hatte nach einer zweimonatigen Waffenruhe am 18. März seine Angriffe im Gazastreifen wieder aufgenommen und die Militäreinsätze jüngst verstärkt. Die israelische Armee erklärte am Samstag, innerhalb eines Tages mehr als hundert Ziele im Gazastreifen angegriffen zu haben.
Die humanitäre Lage im Gazastreifen ist weiterhin äußerst prekär. Die Menschen im Gazastreifen durchlebten gerade die "vielleicht grausamste Phase" des Krieges, sagte UN-Generalsekretär António Guterres am Freitag. Am vergangenen Montag waren erstmals nach mehr als elf Wochen israelischer Blockade wieder Hilfslieferungen in das Palästinensergebiet gelangt. Die Verwaltung der Stadt Gaza warnte am Wochenende vor einem "möglichen großflächigen Wassermangel". Der Krieg habe die Wasserinfrastruktur im Gazastreifen in weiten Teilen beschädigt und es mangele an Material für Reparaturen.
Derweil forderten Demonstrierende am Samstagabend bei den regelmäßig stattfindenden Protesten in Tel Aviv die Freilassung der Geiseln und das Ende des Krieges. "Wir wollen, dass der Krieg jetzt endet, weil wir sehen, dass der Krieg nicht zur Freilassung der Geiseln führt und nur zu mehr Tod und Elend auf beiden Seiten führen wird", sagte der Demonstrant Jonathan Adereth der Nachrichtenagentur AFP.
Der Gazakrieg war durch den Großangriff der radikalislamischen Hamas und mit ihr verbündeter Kämpfer auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst worden, bei dem nach israelischen Angaben rund 1200 Menschen getötet worden waren. 251 Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Noch immer werden 57 Geiseln von den Islamisten festgehalten, 34 von ihnen sind nach Angaben der israelischen Armee bereits tot.
Als Reaktion auf den Hamas-Überfall geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die nicht unabhängig überprüft werden können, bislang mehr als 53.900 Menschen getötet.
A.P.Lehmann--NRZ