

Sechs Verletzte nach Angriff auf jüdische Aktivisten in USA - FBI ermittelt wegen "Terroranschlags"
Knapp zwei Wochen nach dem tödlichen Angriff vor dem Jüdischen Museum in Washington ist es in den USA erneut zu einer Gewalttat gegen Juden gekommen. Bei einem Angriff auf eine "friedliche Kundgebung" jüdischer Aktivisten in Boulder im US-Bundesstaat Colorado wurden sechs Menschen im Alter zwischen 67 und 88 Jahren teils schwer verletzt, wie die Behörden am Sonntag (Ortszeit) mitteilten. Das FBI eröffnete die Ermittlungen wegen eines "gezielten Terroranschlags". Bei dem mutmaßlichen Täter handelt es sich demnach um einen 45-jährigen Mann.
Der jüdischen Organisation Anti-Defamation League zufolge richtete sich der Angriff gegen die Teilnehmer der Veranstaltung "Boulder Run for Their Lives". Die Demonstrierenden wollten demnach bei der wöchentlich stattfindenden Kundgebung auf das Schicksal der Hamas-Geiseln im Gazastreifen aufmerksam machen.
Der Polizeichef von Boulder, Steve Redfearn, sagte vor Journalisten, dass "mindestens ein Opfer sehr schwer verletzt wurde, wahrscheinlich kann man sagen, dass es sich in einem kritischen Zustand befindet". Er lobte den Einsatz der eintreffenden Beamten, die "sofort in eine chaotische Situation gerieten, in der ein Mann Molotow-Cocktails warf und andere Mittel einsetzte, um Menschen zu verletzen".
Das FBI bestätigte, dass sich der Angriff "bei einer regelmäßig stattfindenden wöchentlichen friedlichen Veranstaltung" ereignet habe. Zeugenangaben zufolge habe der Angreifer "einen behelfsmäßigen Flammenwerfer" verwendet und einen Brandsatz in die Menge geworfen, sagte der FBI-Agent Mark Michalek vor Journalisten. Er fügte hinzu, dass "der Verdächtige gehört wurde, wie er 'Free Palestine' (Freiheit für Palästina)" gerufen habe.
Bei den Verletzten handelt es sich ihm zufolge um sechs Menschen im Alter zwischen 67 bis 88 Jahren. Sie alle mussten demnach im Krankenhaus behandelt werden.
Der Polizei zufolge ereignete sich der Angriff kurz vor 13.30 Uhr (Ortszeit, 21.30 Uhr MESZ) im Zentrum von Boulder. Die Beamten seien nach einem "Bericht über einen Angriff an der 13th und Pearl Street" alarmiert worden, erklärte die Polizei im Onlinedienst X. Ersten Berichten zufolge habe es "mehrere Opfer" gegeben.
"Wir sind uns eines gezielten Terroranschlags in Boulder, Colorado, bewusst", erklärte FBI-Chef Kash Patel kurz darauf bei X. Später identifizierte das FBI den mutmaßlichen Täter als den 45-jährigen Mohamed Sabry Soliman, gab aber zunächst keine weiteren Einzelheiten über ihn bekannt.
Der Vize-Stabschef des Weißen Hauses, Stephen Miller, teilte derweil bei X mit, dass es sich bei dem Mann um einen ausländischen Staatsangehörigen handele, dessen Visum abgelaufen sei.
Die Polizei äußerte sich indes zurückhaltend zu möglichen Motiven. Als die Beamten alarmiert worden seien, hätten erste Anrufer von einem Mann mit einer Waffe berichtet. Sie sagten demnach auch, dass "Menschen in Brand gesetzt würden", sagte Polizeichef Steve Redfearn. Als die Beamten vor Ort eingetroffen seien, hätten sie "mehrere verletzte Opfer" angetroffen, die "Verbrennungen und andere Verletzungen aufwiesen". Der Verdächtige sei in Gewahrsam genommen worden.
Lokale Medien berichteten unter Berufung auf Augenzeugen, dass ein verdächtiger Mann eine Art selbstgebastelten Molotow-Cocktail auf Teilnehmer einer Gruppe geworfen habe, die sich für die Freilassung der von der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas festgehaltenen Geiseln im Gazastreifen einsetzte.
In einer Aufnahme von dem Angriff ist ein Mann ohne Hemd zu sehen, der durchsichtige Flaschen in den Händen hält, während das vor ihm befindliche Gras in Flammen steht. In dem Video ist zudem zu hören, wie er Slogans wie "Schluss mit den Zionisten", "Palästina ist frei" und "Sie sind Mörder" in Richtung mehrerer Menschen skandiert, die einen am Boden liegenden Menschen versorgen. Auf weiteren Aufnahmen sind schwarze Rauchschwaden über einem Park zu sehen.
Das Weiße Haus erklärte, Präsident Donald Trump sei über den Vorfall informiert worden. Außenminister Marco Rubio bezeichnete den Angriff wie FBI-Chef Patel als "gezielten Terroranschlag". "Terror hat keinen Platz in unserem großartigen Land", erklärte Rubio.
Israels Botschafter bei den Vereinten Nationen, Danny Danon, äußerte sich nach dem Vorfall empört. Der "Terrorismus gegen Juden" mache nicht "an der Grenze zum Gazastreifen Halt", erklärte er. "Er brennt bereits in den Straßen Amerikas."
Die Organisation Israeli American Council verurteilte die Tat als "Angriff auf uns alle". Während eines friedlichen Marsches zur Unterstützung der Geiseln im Gazastreifen sei die jüdische Gemeinschaft erneut "Ziel eines gewalttätigen, antisemitischen Angriffs" geworden, hieß es in einer Erklärung.
Die Tat in Boulder ereignete sich nur knapp zwei Wochen nach einem tödlichen Angriff vor dem Jüdischen Museum in Washington. Dort hatte ein bewaffneter Angreifer Mitte Mai den Deutsch-Israeli Yaron Lischinsky und die US-Bürgerin Sarah Lynn Milgrim getötet. Die Tat löste international Entsetzen aus. Der mutmaßliche Täter hatte bei seiner Festnahme ebenfalls "Free, free Palestine" skandiert.
N.Singer--NRZ