Neue Rheinischezeitung - Spanische Regierungspartei verbietet Mitgliedern bezahlten Sex

Köln -
Spanische Regierungspartei verbietet Mitgliedern bezahlten Sex
Spanische Regierungspartei verbietet Mitgliedern bezahlten Sex / Foto: © AFP

Spanische Regierungspartei verbietet Mitgliedern bezahlten Sex

Die von einem Skandal erschütterte Sozialistische Partei in Spanien (PSOE) verbietet ihren Mitgliedern ab sofort die Inanspruchnahme von bezahltem Sex. Mitglieder, die die Dienste von Prostituierten in Anspruch nehmen, werden aus der PSOE ausgeschlossen, wie die Regierungspartei am Samstag mitteilte. Vor wenigen Tagen war der PSOE-Generalsekretär Santos Cerdán im Zuge eines Skandals um Schmiergelder und Prostituierte festgenommen worden und zurückgetreten.

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Die Suche nach und die Inanspruchnahme von Sex gegen Bezahlung werde künftig "mit der höchstmöglichen Strafe, das heißt dem Parteiausschluss" geahndet, erklärte die PSOE nach einer Sitzung des Parteirats in Madrid. "Wenn wir davon ausgehen, dass der Körper einer Frau nicht zum Verkauf steht, kann es in unserer Partei keinen Platz für ein gegenteiliges Verhalten geben", erklärte Partei- und Regierungschef Pedro Sánchez.

Die Sitzung des Parteirats am Samstag hatte mit Verspätung begonnen, weil ein enger Mitarbeiter des Regierungschefs, Francisco Salazar, seinen Rücktritt eingereicht hatte. Salazar hätte eigentlich neu in den Parteivorstand gewählt werden sollen. Laut der Nachrichtenwebsite eldiario.es hatten mehrere weibliche Parteimitglieder ihm jedoch "unangemessenes Verhalten" in seiner Zeit als ihr Vorgesetzter vorgeworfen.

Die Sozialistische Partei durchlebe derzeit "schwierige Tage", räumte Sánchez in einer Rede vor dem Parteirat ein und bat erneut um Verzeihung dafür, dass er korruptionsverdächtigen Mitgliedern vertraut habe. Einen Rücktritt schloss Sánchez aus: "Der Kapitän geht nicht, wenn es Schwierigkeiten gibt. Er bleibt, um sich dem Sturm zu stellen", betonte er.

In den Korruptionsskandal um Cerdán ist auch der frühere Verkehrsminister José Luis Ábalos verwickelt. Beide hatten maßgeblich zum Aufstieg von Sánchez zum Parteichef beigetragen. Die Enthüllungen lösten die bisher größte politische Krise in Sánchez' Amtszeit aus.

Die größte Oppositionspartei, die konservative PP, hielt angesichts der Probleme bei der PSOE am Samstag einen Sonderparteitag in euphorischer Stimmung ab. "Wir sind die einzig mögliche Alternative zu dieser Dekadenz", versicherte Parteichef Núñez Feijóo in einer Rede vor den Delegierten.

D.Fischer--NRZ