Australien kündigt nach Anschlag in Sydney Waffenrückkaufaktion an
Nach dem tödlichen Anschlag auf eine jüdische Feier in Sydney hat Australiens Premierminister Anthony Albanese eine Aktion zum Rückkauf von Waffen angekündigt. Australien werde Waffenbesitzer dafür bezahlen, dass sie "überschüssige, neu verbotene und illegale Schusswaffen" abgeben, sagte Albanese am Freitag. Unterdessen gedachten hunderte Menschen am berühmten Bondi Beach, dem Ort des Anschlags, der Opfer.
Die Waffenrückkaufaktion wäre die größte des Landes seit 1996, als Australien nach einem Amoklauf mit 35 Toten in Port Arthur hart gegen Schusswaffen vorging.
Am Sonntag hatten zwei Angreifer - Vater und Sohn - am Bondi Beach auf Teilnehmer einer Feier zum jüdischen Lichterfest Chanukka geschossen und 15 Menschen getötet. Dutzende Menschen wurden verletzt, einige von ihnen schwer.
Albanese kündigte an, die Gesetze zu verschärfen, die es einem der mutmaßlichen Täter erlaubt hatten, sechs Hochleistungsgewehre zu besitzen. "Es gibt keinen Grund, warum jemand, der in einem Vorort von Sydney lebt, so viele Waffen braucht", betonte der Regierungschef.
Australien werde mit einem nationalen Gedenktag der Opfer des Anschlags gedenken, sagte Albanese weiter. Er rief die Australierinnen und Australier dazu auf, am Sonntag um 18.47 Uhr (Ortszeit, 08.47 Uhr MESZ), genau eine Woche nach dem Anschlag, Kerzen zu entzünden.
Sydney bleibt wenige Tage nach dem Anschlag weiterhin in Alarmbereitschaft. Die Polizei ließ am Freitag sieben Männer aus der Haft frei, die am Donnerstag wegen des Verdachts, eine "Gewalttat" geplant zu haben, festgenommen worden waren. Es gebe keine nachgewiesene Verbindung zu den mutmaßlichen Schützen vom Bondi Beach und "keine unmittelbare Gefahr für die Sicherheit der Bevölkerung", erklärte die Polizei.
Am berühmten Bondi Beach in Sydney versammelten sich am Freitag hunderte Menschen, um der 15 Opfer zu gedenken. Schwimmer und Surfer formten dazu einen großen Kreis.
"Sie haben unschuldige Opfer abgeschlachtet, und heute schwimme ich dort draußen und bin wieder Teil meiner Gemeinschaft, um das Licht zurückzubringen", sagte der 53-jährige Jason Carr der Nachrichtenagentur AFP. Er habe gezögert, bevor er ins Wasser gegangen sei, weil die Menschen noch trauerten. "Wir beerdigen immer noch Leichen. Ich fand es aber einfach wichtig."
Die 58 Jahre alte Carole Schlessinger sprach von einer "wundervollen Energie" bei dem Gedenken. "Zusammen zu sein ist so wichtig, um mit dem umzugehen, was gerade passiert", sagte sie.
Die australischen Behörden stuften die Tat am Bondi Beach als antisemitischen Angriff ein. Albanese zufolge waren die Angreifer offenbar von der Ideologie der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) angetrieben.
Ein 50-jähriger Attentäter wurde von der Polizei erschossen, dem 24 Jahre alten zweiten mutmaßlichen Schützen wird 15-facher Mord vorgeworfen. Er wurde zudem wegen Terrorismus und dutzender weiterer schwerer Verbrechen angeklagt.
W.Schubert--NRZ